Donnerstag, 11. Dezember 2014

2 Tage Cusco

10.+11.12.2014
Wir haben es hier gemütlich angehen lassen und sind nicht zu Ausgrabungsstätten gefahren, sondern haben die Stadt erkundet. Das heißt aber auch große Schritte über feuchte Flecke und Hundekacke auf der Straße zu machen und an manchen Stellen die Luft anzuhalten (was mir hier vermutlich wegen der Höhe leider nicht so lange gelingt wie daheim). Es gibt Weizenbier, von dem 0,33 l etwas mehr kosten als unsre 2 kg Wäsche, die zu unsrer vollen Zufriedenheit schon am selben Abend fertig war. Nachdem die Höhenprobleme überwunden sind, gönnen wir uns wieder etwas Alkohol, obwohl wir nicht ganz sicher sind, wie unsre Hirnmasse auf Dauer die ständigen Schwingungen verträgt, die durch laufendes Kopfschütteln vor fliegenden Händlern hervorgerufen werden. Wir haben uns hier schon wie die Könige gefühlt, denn nachdem drei Damen den Inkakönig auf dem Brunnen fotografiert haben, wurden wir gefragt, wo wir her seien. Nach der Antwort wollte sich eine der Damen mit uns ablichten lassen. Da haben wir gerne zugestimmt. Hier sind halt wir die Exoten! Zu Fuß sind wir auf den Berg Richtung alte Steine hoch, aber dort wollte man uns nur ein Kombiticket verkaufen, das auch noch für andere Ausgrabungsstätten gültig ist, die wir aber nicht besuchen wollen. Da uns das Ticket zu teuer erschien, habe ich mein Geld wieder vom Tisch genommen und wir haben die ausgetretenen Touristenpfade verlassen um zur Statue "Christo Blanco" (weißer Jesus - fer umme) zu laufen. Eine Idee, die uns wieder eine schöne Begegnung beschert hat. Auf dem Pfad hoch sehen wir eine Frau beim Handwerken und Lama hüten. Sie merkt, dass wir den weiteren Pfadverlauf suchen und zeigt uns den Weg. Ich frage in fein vorgedrechseltem und geschliffenen Spanisch, was sie macht und sie antwortet, dass sie einen traditionellen Webgürtel für den Markt "San Christobal" herstellt. Im folgenden Gespräch sind meine spontanen Sätze eher wie mit der Axt zugehauen, aber sie versteht den Grund unsrer Reise zu unsren Töchtern, bezeichnet uns als "gute Leute", lässt sich gerne digitalisieren und freut sich, als ich ihr das Bild zeige, dass ihr Lama auch drauf ist. Für uns ein schöneres Erlebnis als das Besichtigen alter Steine!
Während ich das hier auf der Plaza schreibe und mein Empanda (→kulinarischer Post) verdrücke, setzt sich ein altes Männlein umständlich zu uns, will die leere Tüte haben und fragt was der Inhalt gekostet hat. Da unser Einkauf umfangreicher war, können wir das nicht genau beantworten. Ich befürchte, dass er Hunger hat und die Krümel aus der Tüte holen will. Ich frage ob er hungrig sei und er reibt sich den Bauch und meint, dass er für ein Sol (27 Cent) 5 Brötchen kriegen würde. Ich habe verstanden und greife in meine Hosentasche, in der ich für solche Fälle immer Münzen stecken habe. Er bedankt sich und tigert ab. Ca. 20 Kopfschütteln später (Kalebasse? Massage? Puppe? Bild? Citytour? Schuhputzen?... und das mehrfach mit wechselnder Besetzung) setzt sich ein anderes Männlein zu uns, meint dass die Sonne nicht so arg scheint - ich finde das gut und wir vergleichen die Farbe unsrer Unterarme. Er fragt woher - Alemania - wir vergleichen Bevölkerungs- und Landgröße -aah Fußball, 4ter Stern und er hätte immer für Deutschland gejubelt. Peruaner würden auch in Deutschland spielen. Ich gebe 100% von meinem vor Reisebeginn erworbenen Fußballwissen preis und sage: Pizarro! Er erzählt mir von sich, dass er Leonidas heißt, 79 ist, nicht mehr richtig sieht, alleine lebt und deshalb viel weinen muss. Als ich frage, ob er Hunger hat, hat er sich den Bauch gerieben und genickt. Ich habe wieder in die Tasche gegriffen und die Münze überreicht. Ich durfte auch ein Erinnerungsbild machen. Beim Austauschen der Namen und bei der späteren Verabschiedung hat er aus dem Händeschütteln eine Zeremonie mit Faust an Faust, Abklatschen, Daumenribbeln etc. gemacht, dass wir lachen mussten. Vielleicht hatte es sich rumgesprochen, dass auf der Plaza heute Armenspeisung ist, aber solcher Liebenswürdigkeit können wir nicht widerstehen. Wir sind ihm noch zwei mal in der Stadt begegnet, aber er hat uns nicht gesehen. Das mit der Sehschwäche scheint leider zu stimmen.
Morgen geht es für uns wieder früh raus zur Anreise nach Machu Picchu. Das geht nur mit kleinem Gepäck, deshalb packen wir unsre kleinen Rucksäcke und der Rest darf in unsrem Hotelzimmer bleiben, in das wir erst übermorgen zurückkehren.

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