Freitag, 28. November 2014

Yanque

Um 5.30(!!!) Uhr morgens gab es eine längere Lautsprecher-Durchsage im Dorf. Wir vermuten, dass es mit den bevorstehenden Regionalwahlen zu tun hat. Um diese Uhrzeit erreicht man halt noch alle, sogar die Touristen im Eco Inn.

Nach dem Frühstück sind wir zu einer kleinen Wanderung rund um das Dorf Yanque aufgebrochen. Insgesamt hat es 5 Stunden gedauert - zum einen weil es viel zu gucken gab, zum anderen weil wir sehr langsam gelaufen sind und einige  Pausen eingelegt haben. 
Trotz der Höhe genügen wieder T-Shirt und leichte Hose. Die eingepackte Ski-Unterwäsche war - zumindest bis jetzt - unnötig. Nur nachts kühlt es sehr ab, aber da haben wir 2 Lamadecken zum Drunterkuscheln und das ist mollig warm.

Das Dorf ist noch sehr ursprünglich, nur eine Schotterpiste führt hin. Die bewohnten Häuser unterscheiden sich von den ungewohnten nur dadurch, dass die einen ein Wellblechdach haben, die anderen gar keins. 
Auf einigen Mauern, die die Grundstücke gegeben, gibt es Öko-Stacheldraht in Form von Kakteen. Im und um das Dorf treffen wir immer wieder auf mehr oder weniger wilde Hunde, denen ich - da tollwutgeimpft -recht gelassen begegneten kann. Wir haben einen Pakt geschlossen: Wir ignorieren sie, sie ignorieren uns. Funktioniert ganz gut.


Da wir so früh los gelaufen sind, haben wir unterwegs einige Bauern und Bäuerinnen getroffen, die mit Hacken unterwegs zu ihren Feldern waren, teilweise hatten sie Esel dabei. 

Alle haben uns freundlich gegrüßt. Manchmal ergaben sich kurze Dialoge. So habe ich zum Beispiel ein Mädchen gefragt, wie man die Pflanzen nennt, die auf dem Feld wachsen, wo sie gerade arbeitete. Sie antwortete: ava. Das haben wir im Wörterbuch nicht gefunden. Wir vermuten deshalb, dass es sich um einen regionalen Ausdruck handelt. Pederle oder Werschingkraut steht ja auch in keinen Wörterbuch.

Als wir an heißen Quellen vorbeikamen, hat dort ein altes Mütterchen gerade Wäsche gewaschen. Ulrich will nicht ungefragt Leute porträtieren. So erfahren wir im Gespräch nebenbei, dass es in ihrem Dorf kein Wasser gibt und ihr von der schweren Arbeit der Rücken weh tut.
 

Unser Weg führte durch Ruinen eines alten Dorfes auf der Höhe. 
Von dort hatten wir einen schönen Ausblick auf ein Eselrodeo: Eine Frau, zwei Kinder, ein Hund, 2 Lamas und 3 Esel sind durch die Felder gelaufen. Der kleinste Esel ist ausgebüchst, die Kinder querfeldein hinterher. Die Frau hat laut gerufen (vermutlich sind diese Ausdrücke auch nicht im Wörterbuch zu finden). Kaum war der kleine Esel wieder da, war er auch schon wieder weg. Einer der größeren Esel hinterher, die Kinder hinterher, die Frau .... dann konnte eines der Kinder einen Esel mit einem Lasso einfangen. Nur blieb der Esel nicht stehen und das Kind wurde ein kurzes Stück mitgeschleift. Esel wieder weg, Kinder hinterher, die Frau .... Sehr viel später war die Gruppe wieder komplett und ist weiter gezogen.

Immer wieder haben wir einen schönen Blick auf einen gerade aktiven Vulkan.

Zurück im Dorf sind wir in ein kleines Cafe, denn schließlich muss man in einem Land, das Kaffee anbaut, das mal gemacht haben. Wir haben bei einem Mann mit sehr fülliger Figur bestellt - vermutlich der Koch. Kurz darauf kam er wieder aus der Küche, drückt den Lichtschalter ein paar Mal ohne dass etwas passiert und erklärt uns dann: heute kein Strom, heute kein Kaffee. Wir haben uns dann für eine Chicha Morada entschieden - auch sehr gut und auch landestypisch.

Zurück in der Unterkunft haben wir wieder ein paar Stunden Zeit zum Relaxen. Schön dass wir auch dafür immer wieder Zeit haben. Das habe ich beim Durchlesen unseres Reiseverlaufs zu Hause nicht zu hoffen gewagt.

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